„Saugeil!“ Sagt sie. Am Abend.
Morgens sah das noch ganz anders aus. Rund zwölf Stunden vorher.
Frühsport
Samstagmorgen um halb acht, wir liegen oder besser, wir sitzen, im Bett und genießen unseren Morgenkaffee. Wir, das sind meine Frau und ich.
- Aufwärmen
„Schatz,“ sage ich, „was wollen wir heute Abend essen?“
Diese Frage elektrisiert sie immer. Ihr Körper spannt sich an. Sie glaubt, sie muss Vorschläge liefern.
„Soll ich etwas kochen?“ frage ich.
Sie entspannt sich wieder.
„Aber was?“ frage ich.
Nun ist sie wieder angespannt. Spannung etwas halten.
Ich: „Mir fällt schon was ein.“
Schon entspannt Sie sich wieder.
- Kräftigung
Seit einer halben Stunde arbeitet mein Kochhirn am Abendprogramm.
Ich: „Wie wäre es mit einer schönen Vorspeise?“
Sie hebt den linken Arm in die Höhe und streckt auch den Daumen nach oben.
Als die Spannung etwas nachlässt, sage ich: „Ein schönes würziges Rote Bete Püree.“
Augenblicklich sinkt ihr Arm nach unten.
„Mit gebratener Jakobsmuschel?“
Arm und Daumen reckt sie wieder hoch.
„Und Queller.“
Ihr Arm sinkt. „Das ist doch das Zeug, was so salzig ist und das du erst vor kurzem gemacht hast.“
„Ja, aber ich mache den Gang so, dass er Dir schmeckt.“
Halbherzig hebt sie kurz den Arm, lässt ich ihn aber gleich wieder fallen.
Sie nimmt einen Schluck vom Kaffee. „Und von was soll ich satt werden?“
„Ich mach noch Hähnchenschenkel.“
Arm Hoch.
„Mit Grünkohl.“
Runter
„Und Süßkartoffeln.“
Hoch
„Aber, das die auch durch sind.“ Ihr Arm folgt der Schwerkraft.
„Das wird dir schon schmecken.“
Halbherzig hebt sich nochmal den Arm. Ich glaube sie ist erschöpft.
- Runterfahren
„Soll ich noch Nachtisch machen?“
Begeistert spannt sich ihr Körper und sie nickt kräftig.
„Mach ich aber nicht!“
Ihr Körper sackt wieder zusammen.
Das reicht an Sport für heute.
Ich wälze mich aus dem Bett und mache mich marktfein.
Zubereitung:
Zwiebel, Petersilienwurzel, Sellerie und die Süßkartoffel fein würfeln und in Olivenöl etwas anschwitzen.
Den Grünkohl der Sorte Nero di Toscana, den ich bei meinem Bio-Händler des Vertrauens bekommen habe wasche ich gründlich. Die Blätter sind nicht so kraus wie die des in Oldenburg üblichen Grünkohls und lassen sich so leichter säubern. Die feinen Blätter streife ich von den Stengeln ab. Heute soll nur das feine Blatt zum Einsatz kommen.
Tropfnass und etwas kleingeschnitten kommt der Kohl zu den Gemüsewürfeln. Im Topf darf er etwas zusammenfallen. Ich würze mit Honig, Tomami, Tabasco und Salz. Zu guter Letzt gebe ich zwei Löffel Frischkäse dazu. Die gut vermengte Masse kommt nun in meine schöne Auflaufform. Ach wie herrlich das duftet.
Die Hähnchenschkel werden gewaschen, trocken getupft und mit Paprika eingerieben und kommen dann auf das Gemüse. So wandern sie bei 180 Grad für eineinhalb Stunden in den Ofen.
Zwischendurch pinsel ich die Haut noch zweimal mit Olivenöl ein.
Fertig. Auf den Teller. „Saugeil!“
Das lässt sich gut vorbereiten und zum richtigen Zeitpunkt in den Ofen schieben.
Und die Vorspeise? Darüber könnt Ihr hier lesen.
Beste Reste
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