Meine Messer, meine Diven.
Als Diven wurden laut Wikipedia ursprünglich Opernsängerinnen bezeichnet. Nun werden meine Messer sicherlich keine Opern singen. Auch wenn man ihnen vermutlich ein paar Töne entlocken könnte. Aber eine viel wichtigere und gebräuchlichere Bedeutung gilt heute auch noch. Der Duden, Zitat aus Wikipedia, der den Begriff seit 1887 führt, nennt als weitere Bedeutung „jemand, der durch besondere Empfindlichkeit, durch exzentrische Allüren o. Ä. auffällt“.
Und da kann ich meine Messer wiedererkennen. Sie sind besonders empfindlich. Wenn ich meinen Rührbesen auf den Boden fallen lasse, springt er noch einmal hoch und bleibt dann unbeschädigt liegen. Wenn ein Messer fällt, steckt es, wenn ich Pech habe, in meinem Fuß, unbeschädigt. Aber es kann auch auf den Steinboden fallen und Schäden nehmen. Fällt es auf die Klingenspitze kann diese verbiegen. Kommt es mit der Schneide auf, wird sie stumpf. Und die Gefahr, dass der Griff bricht, ist auch nicht gering.
Ist ein Unglück geschehen, verlangt das Messer Pflege. Es will, wenn stumpf, wieder geschärft werden. Wenn krumm, wieder geglättet und wenn schmutzig, gesäubert werden. Und das am liebsten sanft von Hand. Die Spülmaschine ist nichts für meine Diven. Die echten würden auch lieber in Eselsmilch baden als in einer Spülmaschine. Legt meine Frau, trotz Verbotes, sie mal wieder in die Maschine verliert der Griff an Glanz. Und wenn die Klinge mit anderem Gerät zusammenstößt, wird die Klinge stumpf oder bekommt sogar Dellen. Und dann zeigen die Diven ihre Allüren und Empfindlichkeiten.
Ich habe verschiedene Möglichkeiten zum Schärfen. Aber nur der Wetzstahl ist gut genug für meine Messer. Irgendwelche Schärfgeräte lassen sie kalt. Auch ein extra angeschaffter Schärfstein verfehlte seine Wirkung. Nur wenn ich sie liebevoll und fachmännisch mit dem Wetzstahl bearbeite finden sie zu ihrer alten Stärke, scharf sein, zurück.
Aber, wie richtige Diven, danken sie mir die Unterstützung nicht. Einmal kurz nicht aufgepasst und schon säbeln sie mir ein Stück des Fingernagels ab. Oder vom Finger. Sie tun dann zwar so, als wäre ich selber schuld. Ich aber weiß, dass ich sehr gut mit Messern umgehen kann. Nur meine Diven machen mir manchmal das Leben schwer.
Und dennoch, auch mit verbundenem Finger, liebe ich sie und würde niemals etwas auf sie kommen lassen. Ich bin, wie ein echter Fan, abhängig von Ihnen und hoffe ständig, dass sie meine Liebe erwidern. Und sie dürfen, wenn wir uns eine Ferienwohnung ausgesucht haben und im Gegensatz zu meinem Kühlschrank, mitunter auch mit in den Urlaub fahren.
Meine Diven.