Wie im letzten November, hat es mich auch dieses Jahr wieder in die Pension Engel im Bregenzer Wald in Österreich zur Fastenkur, Heilfasten nach Buchinger, gezogen. Gefastet habe ich schon öfters, in der Pension Engel und davor auch anderswo. Erwähnt habe ich das schon mal bei meinem Kürbis-Auflauf.
Werden ersten Teil schon gelesen hat, kann hier direkt zum zweiten Teil springe.
Wenn ich gefragt werde, und das werde ich oft, warum ich das mache, sage ich immer wieder, um Gewicht zu verlieren. Auch wenn das nicht das eigentliche Ziel der Fastenkur ist, ist es doch für viele Faster ein guter Grund. Dazu kommen das Entgiften und Entschlacken. Für mich ist es auch eine Zeit, in der ich alle Verpflichtungen vergesse und nur das mache, was mir in den Sinn kommt. Meine Auszeit.
Beim letzten Mal habe ich rund 8 Kilo verloren, darauf hoffe ich nun auch wieder. Leider sind einige der Kilos im Lauf des Jahres zurückgekommen. Diszipliniert habe ich mich bis April durchgekämpft aber dann sind wir mit unserem Kochkreis nach Mallorca gereist um der Schlemmerei, nein Völlerei, und dem Trinkgenuss zu frönen. Das war wunderbar, aber auch gewichtserhöhend.
Weiter ging es im Sommer mit dem Aufholen. Wenn’s schmeckt, ist Verzicht oder Einschränkung eine schwierige Disziplin. Jedenfalls für mich.
Doch netto steht noch etwas weniger auf der Waage als vor der letzten Fastenkur und so hoffe ich, mein Gewicht wieder ein wenig weiter senken zu können.
Und so sitze ich hier in Hittisau in wunderschöner Umgebung, bei herrlichem Sonnenschein und fange an über die Kur so eine Art Tagebuch zu führen.
Tag 1, Anreise
Ja, über 800 Kilometer mit dem Auto sind kein Pappenstiel. Noch dazu an einem Montag. Einmal von Norden nach Süden durch Deutschland und noch ein paar Kilometer in Österreich.
Aber ich habe Glück. Die Straßen sind erfreulicherweise frei und so bin ich schneller als gedacht im Allgäu. Mein Frühstück bestehend aus Apfel und Stangensellerie begleitet von Kräutertee nehme ich auf einem Autobahnrastplatz ein.
Zu Mittag esse ich an einer Raststätte einen Salat, der für Raststättensalat erfreulich gut schmeckt. Nur die Mozzarella Kugeln, die auf der Schautafel den Salat krönten, fehlen. Das merke ich erst während des Essens und eigentlich passt das ganz gut, da dies ja mein Entlastungstag ist, an dem ich eh nur Gemüse essen soll.
Ich bin reichlich früh im Süden und so statte ich Kempten einen Kurzbesuch ab und cruise dann über kleine Nebenstraßen nach Hittisau.
In der Pension Engel werde ich von Marita uns Andreas herzlich begrüßt und ich beziehe mein schönes Zimmer.
Eine Thermoskanne Tee wandert mit aufs Zimmer und genüsslich sitze ich nach dem Auspacken im Sessel und genieße den wunderbaren Blick nach draußen und meinen Tee. Der wird in den nächsten Tagen mein ständiger Begleiter sein. 2 bis 3 Liter soll man trinken. Ich schaffe im Regelfall 4 bis 5. Manchmal mit Zitronensaft und Ingwer.
Abendessen, eine Gemüsebrühe, ungesalzen, mit wenig Gemüseeinlage, dazu Tee.
Nach dem Essen nehme ich mir eine Kanne Tee und mein Glaubersalz für den nächsten Morgen und gehe aufs Zimmer. Am angebotenen Abendprogramm habe ich kein Interesse.
Badewanne, noch ein wenig Instagram und ein etwas seichtes Fernsehprogramm. Dann schlafe ich.
Tag 2, die Fastenkur beginnt
Um 6 Uhr rühre ich das Glaubersalz mit einem halben Liter Wasser an und als es sich aufgelöst hat, trinke ich es in kräftigen Schlucken. Zurück ins Bett, ein wenig dösen, lesen, Instagram.
Das Salz wirkt schnell und kräftig und so kann ich kurz vor Mittag aus dem Haus gehen und einen kurzen Gang unternehmen. Der Blick auf Hittisau ist von hier oben grandios.
Zu Mittag gibt es wie immer eine ungesalzene Gemüsebrühe, frisch gekocht und relativ lecker. Mit Chili würze ich kräftig nach. Dazu, Tee.
Mittagsruhe mit Leberwickel. Eine Wärmflasche findet in einem feuchten Tuch auf der Leber seinen Platz. Ich nicke ein wenig weg.
Nachmittags gibt es eine geführte Wanderung am Hochhäderich. Das ist eine Hochebene auf 1400 Metern Höhe und wunderschön in der Sonne gelegen. Der Weg führt sanft über Wiesen und durch Wald. Fast wie eine Kneipwanderung. In der Sonne noch schön warm und an den schattigen Stellen kalt. Herrlich.
Zurück auf Bude lasse ich mich genussvoll in die Wanne gleiten und verdaddele den Nachmittag.
Abendessen. Nun gut, nicht jeder würde das was es gibt, wohl so nennen. Karotten–Wirsing Saft, ein kleines Glas, mit dem Teelöffel zu löffeln. Der Teelöffel kommt hier zu jeder Mahlzeit zum Einsatz. Wir sollen wieder lernen langsam zu essen. Und Tee, der darf getrunken werden.
Ich schnappe mir wieder eine Kanne Tee und verziehe mich aufs Zimmer. Auf Instagram poste ich ein Bild meines Hirschrückens vom vergangenen Samstag, schau mir noch das perfekte Dinner an, das zufällig gerade aus Österreich kommt. Noch ein wenig lesen. Schlafen.
Tag 3, Routine
Zum Frühstück gibt es Sauerkrautsaft. Und Tee. Serviert heute von der immer fröhlichen Carmen.
Den Vormittag fahre ich ein wenig durch die Gegend und lande in Sulzberg. Einem kleinen Ort auf einem Bergrücken. Von hier hat man einen grandiosen Blick Auf die Alpenkette. Eine Schautafel erklärt wie die Berge heißen.
Im Gasthaus Zum Ochsen setze ich mich auf die Sonnenterasse mit dem grandiosen Blick über das Tal auf die Berge und bestelle bei der fröhlichen Bedienung eine heiße Zitrone. Windgeschützt an der Hauswand lasse ich mir die Sonne auf den Pelz scheinen. Besser geht nicht. Köstlicher Küchenduft zieht an meine Nase entlang, jetzt was Richtiges wäre auch nicht schlecht, passt aber nicht zur Fastenkur.
Über gewundene, schmale Straßen fahre ich zurück ins Tal.
Mittagsbrühe, Tee, Leberwickel, dösen.
Die nachmittägliche Wanderung führt von Krumbach zwischen Wiesen auf denen die Kühe draußen die letzten schneefreien Tage genießen dürfen, zu einer kleinen modernen Kapelle und weiter durch einen Wald. Eine wunderschöne Wanderung. Allerdings hat es etwas zugezogen und die Luft ist kalt.
In die Wanne, rumhängen, mit diesem Text beginnen, Abendessen, Apfel-Kohlrabi Saft löffeln, das perfekte Dinner gucken, lesen, schlafen.
Tag 4, Ist heute schon der vierte Tag?
Als ich um 7:30 Uhr erwache und ans Fenster trete, um frische Luft hereinzulassen, begrüßt mich ein grau wabernder Himmel. Nichts zu sehen von dem wolkenfreien Himmel, der uns versprochen wurde. Dann werde ich wohl meinen Plan, mich noch einmal von den Küchendüften des Ochsen umwabern zu lassen, ad acta legen und mich weiter mit meinem Text beschäftigen.
Die Hütte hüten ist sowieso angesagt. Denn heute steht neben Fruchtsaft, Apfel-Mango, auch Bittersalz auf dem Fastenkur Speiseplan. Das soll noch mal etwas im Darm aufräumen. Und so traue ich mich eh nicht aus dem Haus. Und wie ich so sitze und das hier schreibe kommt die Sonne wie versprochen raus. Und der Bauch rumort. Ab auf meinen Sonnenbalkon. Der Text muss warten.
Zu Mittag erwartet uns eine Gemüsebrühe aus Kartoffeln und Tomate. Etwas nachwürzen. Besser als nichts.
Den Fastenkur Leberwickel mache ich heute auf dem Balkon und anschließend lese ich ein bisschen.
Auf der Wanderung führt uns Marita über sonnige Wiesen und durch eine beeindruckende Schlucht. Der Weg bist schmal und an manchen Stellen müssen wir uns ordentlich ducken.
Dann geht es wieder über Wiesen zurück zum Dorf. Als wir am Parkplatz bei unseren Autos ankommen, haben die Wolken die Sonne endgültig verdeckt. Welch herrlicher Nachmittag.
Das tägliche Wannenbad steht an. Ich lasse Wasser in die Wanne und rasiere mich derweil. Ein bisschen Schaumbad dazu und mit der Hand etwas umgerührt. Das passt. Vorsichtig steige ich in die Wanne und stelle fest, dass das Wasser doch etwas heiß ist. Wenn ich mich jetzt genüsslich in die Wanne gleiten lasse, wird sich die Haut auf meinen Arschbacken vermutlich ablösen. Also schnell wieder raus und etwas kaltes Wasser dazu.
Ein wenig lesen und schreiben; die Zeit bis zum Abendessen vergeht wie im Flug.
Gelbe Beete – Apfel Saft, Pfefferminztee.
Noch ein bisschen schreiben, lesen, fernsehen. Bettzeit
Fortsetzung
Tag 5, Weitblick
Das Frühstück besteht wieder aus Sauerkrautsaft und Tee.
Der Himmel ist fast blau und so mache ich mich auf den Weg. Etwas Käse und Schokolade kaufen. Ich will morgen meine Mutter besuchen.
Diesmal nehme ich einen anderen Weg nach Sulzberg. Besser ausgebaut, auch schön. Oben angekommen setze ich mich wieder auf die Panoramaterrasse im Gasthaus zum Ochsen.
Leider haben sich schon die ersten Schleierwolken vor die Sonne geschoben und so ist es nicht mehr ganz so schön, wie beim ersten Mal. Aber die heiße Zitrone schmeckt und ich vertiefe mich in mein eBook -Kleine Morde unter Köchen- von Tanja Griesel. Auch der Küchenduft fehlt heute, stattdessen treiben Jauche Gerüche übers Land. An vielen Stellen bringen die Bauern noch schnell vor dem Schnee diese geruchsintensive Flüssigkeit auf die Felder.
Zu Mittag gibt es Sellerie-Petersilienwurzel Brühe.
Die Wanderung beginnt wieder am Hochhäderich führt uns erst sanft, dann steil, und dann etwas unwegsam auf einem Bergrücken zu einem Gipfelkreuz mit fantastischem Ausblick. Und natürlich wieder zurück.
Wanne, Abendessen, schreiben, lesen, fernsehen.
Tag 6 bis 8, Routine, aber nicht langweilig
Die Tage gestalten sich ähnlich.
Saft, Suppe, Wandern.
Das Wetter ist mal schön und auch mal mit Regen.
Ich besuche meine Mutter am Ammersee und treffe mich mit einem Freund in Immenstadt.
Tag 9, Fastenbrechen
Über Nacht hat es, wie vorhergesagt, etwas geschneit. Als ich morgens auf den Balkon trete liegt alles unter einer dünnen, nassen Schneedecke. Ich atme die schneewürzige Luft und höre das Platschen des schmelzenden Schnees, der vom Dach tropft.
Ein letztes Mal Sauerkrautsaft, denn heute ist Fastenbrechen. Ein Festtag.
Nach dem Frühstück ziehe ich mich warm an und mache mich auf den Weg um bei diesem Wetter noch einmal Hittisau aus der Ferne zu fotografieren. Welch ein Unterschied zu dem Sonnenbild ein paar Tage vorher.
Den Rest des Vormittags verdaddele ich auf dem Zimmer.
Zu Mittag gibt es einen gedünsteten Apfel mit Zimt für mich. Ich hätte ihn auch roh nehmen können, aber so habe ich mehr das Gefühl etwas annährend Richtiges zu essen.
Die Nachmittagswanderung führt uns bei Schneeregen in den Nachbarort. Ein schöner Weg und ein furchtbares Wetter.
Das Abendessen besteht aus Tee und einer Grünkernsuppe. Nicht sonderlich lecker aber gesund und warm. Ich bin zufrieden. So ist das eben bei einer Fastenkur.
Tag 10, Aufbau
Als ich am frühen Morgen die Vorhänge wegziehe, sehe ich einen klaren, wolkenfreien Himmel. Dabei hatte es am späten Abend noch geregnet. Mein Plan für den Vormittag steht. Käse kaufen und dann noch einmal ab nach Sulzberg. Aussicht genießen.
Doch zunächst erwartet mich das Frühstück und ich erwarte das Frühstück.
Müsli, also gequetschter Hafer mit geriebenem Apfel und etwas Zitronensaft. Dazu einen Klacks Joghurt, Mandarinenschnitze und eingeweichte getrocknete Feigen. Das Ganze ist hübsch angerichtet und auf dem Tellerrand mit Erdmandel Mehl garniert. Der Hafer leistet gehörig Wiederstand gegen meine Zähne, verliert aber dann doch den Kampf und lässt sich zu Mus verarbeiten. Es schmeckt köstlich.
Käse kaufen und ab nach Sulzberg.
Der Blick ist wieder grandios und geht diesmal auf das wieder grüne Tal und die überzuckerten Berge dahinter. Obwohl die Sonne scheint, hat es hier nichts von meinem letzten Besuchen. Eiskalte Luft schneidet in meine Lungen. Nicht zu denken an eine heiße Zitrone auf der Terrasse des Ochsen. Auf dem zentralen Platz wird gerade der riesige Weihnachtsbaum aufgestellt.
Zum Mittagessen gibt es das Highlight der Fastenkur. Der geliebte Salatteller besteht aus Blattsalat mit Dressing, Sellerie mit Ananas und Cashew Kernen, Rote Beete und Möhren. Außer dem Salat, ist alles fein geraspelt. Drum rum, auf dem Tellerrand, findet sich Erdmandelmehl. Eine wunderbare Komposition. Und es gibt hauchdünnes Dinkel Knäckebrot, dass Marita am Morgen gebacken hat.
Die Nachmittagswanderung ist die längste in diesen 9 Tagen und führt uns gemütlich durch die Wiesen eines Nachbarortes.
Das Abendessen besteht aus Pellkartoffel und gedünstetem Kohlrabi und Möhren. Ein wenig trocken, vor allem die etwas zu hart geratene Kartoffel. Da nutzt auch das winzige Schüsselchen körniger Frischkäse nicht viel. Dennoch erhebe ich mich zufrieden vom Tisch.
Schreiben, Koffer packen, fernsehen, schlafen.
Tag 11, Heimreise
Halb fünf erwacht mein Körper. Ich sehe auf die Uhr und erkenne, dass ich noch eineinhalb Stunden schlafen kann. Mein Körper aber dreht sich von links nach rechts und wieder zurück. Ich denke an schöne Dinge, meine Frau, die Hunde, Kürbissuppe, Salat. Kann aber nicht wieder einschlafen. Dann denke ich an Rindsrouladen. Hilft auch nichts.
Um viertel nach Fünf meldet sich mein Körper als endwach. Nun gut, sage ich mir, wenn ich schon nicht schlafen kann, kann ich auch abreisen. Eigentlich wollte ich um sechs aufstehen, mich fertig machen, Gepäck ins Auto verfrachten, um sieben mein Birchermüsli mit Joghurt und frischen und getrockneten Früchten essen und um halb acht losfahren.
Ich dusche, mache mir einen Tee, bringe das Gepäck zum Auto und um sechs starte ich Richtung Norddeutschland. Ende meiner Fastenkur in Hittisau.
Schon um halb sieben meldet sich mein Körper mit einer ausgiebigen Gähn Session. Selbst schuld denke ich, warum hat er uns nicht länger schlafen lassen.
Um halb acht knurrt der Magen. Das kommt davon, denke ich, wenn mich mein Körper mich so früh weckt.
-Aber wir hätten doch noch auf das Frühstück warten können, raunt mein Körper.
-Nein.
-Wir hätten uns gemütlich in den Sessel setzen können und Du hättest noch etwas gelesen. Ich hätte Dir auch das Buch gehalten. Und dann wären wir zum Frühstück gegangen und pünktlich abgefahren.
-Nein
So haben wir schon etliche Kilometer hinter uns als ich meinem Körper einen Apfel genehmige. Sonst gibt es nur Tee. Arme und Beine versehen Ihre Aufgabe perfekt und treiben uns zügig über die Autobahn.
Um halb zwölf fahren wir auf eine Raststätte und ich genieße einen wirklich leckeren Salat von der Salatbar. Erstaunlich gut für eine Raststätte. Meistens gibt es da ja nur Schrott zu essen.
Mein Körper meckert nicht mehr.
Die restlichen Kilometer sind ein Klacks und ich bin kurz nach Mittag schon zuhause.
Die Freude bei meinen Lieben ist groß und nach dem ich etwas Kräutertee getrunken habe, mache ich mit den Hunden einen Spaziergang. Ich brauche nach der langen Fahrt dringend Bewegung.
Zum Abendessen gibt es eine Kürbis-Linsen Suppe. Wie ich sie gemacht habe findet Ihr hier.
Fazit zur Fastenkur
Das war wieder mal eine tolle Fastenkur. Die immer fröhliche, herzliche Stimmung der Gastgeber, die freundlichen Mitfaster, das schöne Ambiente, die modernen Zimmer und die wunderbare Bergwelt sind einfach nicht zu toppen. Und dann war auch noch das Wetter so schön.
Ich werde im nächsten Jahr wieder nach Hittisau fahren. Gebucht habe ich schon.
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