mein Kühlschrank

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Ich bin kein Freund von vielen Küchengeräten. Aber ein Kühlschrank ist natürlich schier unerlässlich. Auch wenn sich mit Sicherheit auch Hobbyköche finden lassen, die selbst darauf verzichten.
Aber ich habe einen. Ein großes silbernes Ding ist es, das da bei uns in der Küche steht und manchmal ein wenig brummend daran erinnert, dass es im Gegensatz zu mir, den ganzen Tag im Einsatz ist. Wenn er so vor sich hin brummt, und die Tabletts und die Teller, die auf ihm gelagert,sind leise scheppern, muss ich immer an das Buch -Auf mich hört ja keiner- von Axel Hacke denken. Darin beschreibt er unter anderem, wie er sich mit seinem Kühlschrank namens Bosch unterhält. Bosch äußert seine Zukunftsängste er könnte ausgetauscht werden gegen so ein junges Ding mit Internetanschluss, das selbständig zum Einkaufen gehen kann. Oder wie Bosch sich wünscht, dass sein Besitzer einmal die Rotweinflasche in ihn stellt. Sehr lesenswert.
Aber für so ein Zwiegespräch ist zumindest einer von uns, der Kühlschrank oder ich, nicht intelligent genug.
Und doch ist es eine intensive und abwechslungsreiche Beziehung, die uns verbindet. Wenn ich seine Tür auf mache, auf der Suche nach einer bestimmten Zutat oder nach vielen Zutaten. Wenn ich sehen will, was er überhaupt noch so beherbergt, weil ich nach ein paar Tagen des Vollstopfens den Überblick verloren habe.

das Chaos ist perfekt
das Chaos ist perfekt

Dann wühle ich mich durch den Inhalt und entdecke ganz hinten vielleicht noch ein Stück Käse, das schon, mit Hilfe der Folie in die es gewickelt ist, ein eigenes Micro Klima erschaffen hat. Kurzum, manchmal ist es in meinem Kühlschrank sehr chaotisch. Aber irgendwann packt es mich dann und ich räume auf. Aller Inhalt wird auf Zustand und Haltbarkeit geprüft und wenn nicht mehr zu retten, entsorgt. Und wenn ich fertig bin, vielleicht noch alle Flächen mit Essigwasser ausgewischt habe, jedem verbleibendem Teil seinen Platz zugwiesen habe, nehme ich mir vor, dass ich diese Ordnung und Übersichtlichkeit von nun an einhalten werde. Auch wenn ich genau weiß, dass das nicht klappt. Ob sich das Marmeladeglas und die Packung mit dem Schafskäse auch über die neue Ordnung freuen.

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der Blick des Senfglases ins Gemüsefach

Endlich kann der Boden des Senfglases durch alle Etagen bis zum Gemüsefach sehen. Und auch der Apfel ganz unten sieht, dass er nicht mit Knoblauch und Salatgurke alleine ist.

der Apfel kann sehen, dass er nicht alleine ist
der Apfel kann sehen, dass er nicht alleine ist

Ob es die Dinge auch so froh macht wie mich. Und kann sich, wenn ich es schon nicht schaffe, wenigsten der Inhalt mit dem Kühlschrank unterhalten. Denn hier ist ja der Kühlschrank dem Inhalt weit voraus. Er kennt das dunkle, kühle Innere und das warme, helle Äußere. Erzählt er den Zutaten im Kühlschrank, von der Welt da draußen?
Aber sonst ist so ein Kühlschrank doch sehr eingeschränkt in seinen Fähigkeiten. Kühlen und Brummen, mehr kann er nicht. Halt ich habe doch etwas vergessen, beim Öffnen der Tür, macht er natürlich und dankenswerterweise, das Licht an. Ein bisschen ist er wie unsere Hunde. Er kann nicht viel selbst und deshalb muss ich mich immer um ihn kümmern. Und doch möchte ich ihn nicht missen. Nur in den Urlaub muss ich ihn, im Gegensatz zu den Hunden, nicht mitnehmen. Vielleicht stelle ich ihm während des nächsten Urlaubs wenigstens eine Flasche Rotwein in den Bauch.

4 thoughts on “mein Kühlschrank

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